(SC) Von Kindesbeinen an lag Laura Mandt der Duft von gesägten Fichtenbalken in der Nase. Befand sich der damalige Abbundplatz der Zimmerei ihres Vaters Thomas doch unmittelbar vor der Haustüre in Bergheim. Thomas Mandt hatte den Familienbetrieb 1999 von seinem Vater Hans gekauft und war bestrebt, diesen ebenso erfolgreich weiterzuführen. Ob das Holzbauunternehmen auch nach ihm weiterhin in Familienhand Fortbestand haben sollte, war lange Zeit unklar, denn die beiden Töchter Lisa und Laura zeigten augenscheinlich zunächst kein großes Interesse für das Bauhandwerk. Harte Arbeit in der Werkstatt und auf der Baustelle, rauher Umgangston unter den Mitarbeitern und das Bewegen von Tonnen an Material mit schwerem Gerät übten bei Laura dann doch zunehmend eine Faszination aus, die sich dann, zum Wohlgefallen von Vater Thomas, in starkes Interesse für den Beruf des Zimmerers entwickelte.

Nach erfolgreich bestandenem Abitur und einigen Kurzeinsätzen auf der Baustelle, entschied sich schließlich die damals 17-jährige für eine Ausbildung im Zimmererhandwerk im Betrieb ihres Vaters. “Von da an wusste ich, es wird weitergehen mit unserem Familienbetrieb”, erinnert sich Thomas Mandt stolz. Laura wurde in das 9-köpfige Team als vollwertige Mitarbeiterin aufgenommen. Dies bedeutete aber auch kein Pardon, wenn es mal schwer, laut oder schmutzig werden sollte. Um alle anfallenden Arbeiten in vollem Umfang erledigen zu können, absolvierte Laura auch den Gabelstaplerlehrgang und erwarb den großen LKW-Führerschein CE. “Laura hat sich nicht unterkriegen lassen und sich allen Herausforderungen gestellt”, lobt Lauras Onkel Stefan Mandt, der als Polier ebenfalls im Unternehmen arbeitet und Laura ausgebildet hat. Dessen Sohn Oliver absolviert übrigens auch seine Ausbildung zum Zimmerer hier und kommt diesen Sommer ins dritte Lehrjahr. 

Hans, Stefan, Laura und Thomas Mandt (v.l.n.r.)

2015 war es dann soweit, die Gesellenprüfung stand an. Als einzige Frau ihres Jahrgangs hat Laura sowohl den Theorie-, als auch Praxisteil vor dem Prüfungsausschuss der Kreishandwerkerschaft erfolgreich bestanden. Bereits kurze Zeit später meldete sie sich an der Meisterschule in Simmerath an und leitete damit den nächsten logischen Schritt ihrer Karriere ein. Im Mai 2019 bestand Laura Mandt dann die Meisterprüfung im Zimmererhandwerk vor der Handwerkskammer Aachen. Damit leistete sie nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Frauenquote in dem stark männlich besetzten Gewerk, sondern war zudem die erste Meisterin im Traditionsunternehmen Mandt. Der Ursprung des Zimmereibetriebs liegt über 160 Jahre zurück. Mitte des 19. Jahrhunderts eröffneten die Vorfahren Christian, Heinrich und Franz Mandt ein kleines Holzbaugewerbe. Bereits damals lag der Schwerpunkt des Betriebs auf der Errichtung von Fachwerk- und Dachkonstruktionen. Auch die nachfolgenden Generationen wurden in diesem Handwerksberuf ausgebildet und so waren es schließlich sechs Brüder, die sich unter anderem aufgrund der Kriegswirren im gesamten Rheinland verteilten. Laura Mandts Großvater Hans absolvierte 1965 seine Meisterprüfung und führte das Traditionsunternehmen in die Moderne. An der damaligen Betriebsstätte in Bergheim befand sich auch das Elternhaus der Mutter. In den 1990er Jahren wurde in ein CAD-System investiert, welches die Konstruktion von Holzbauten erheblich vereinfachte und die Arbeitsvorbereitung rationalisierte. Im Jahr 1999 platzte das Unternehmen auf dem kleinen Firmensitz in der Straße Am Kalkofen schließlich aus allen Nähten und so entschied sich die Geschäftsführung, im neu gegründeten Gewerbegebiet in Mondorf einen großzügigen Neubau zu realisieren. Die neue Betriebsstätte war groß genug geplant, um die kurze Zeit später angeschaffte Abbundanlage zu beherbergen. Mit ihr ist es möglich, Dachkonstruktionen und Holzbauten aller Art und Größe vollautomatisch und millimetergenau zuzuschneiden. Laura Mandt arbeitet als Jungmeisterin heute also in einem modernen Zimmereibetrieb, der neben den klassischen Holzarbeiten auch Neu- und Umbauten in Holzrahmen- bzw. Holztafelbauweise ausführt. 

Lesen Sie hier den zugehörigen Artikel in der Montagszeitung vom 27. Juli 2019

(SC) Nach fast 20 Jahren im Einsatz wurde heute unsere Trogtränke abgebaut und verladen. Im Zuge der Automatisierung unseres Holzzuschnitts durch unsere Abbundanlage im Jahre 2000, kam auch das 14,50 Meter lange Tauchbecken erstmalig zum Einsatz. Gefüllt mit Wasser und einem schwermetall- und borfreien Holzschutzsalz diente das Becken der Imprägnierung zugeschnittener Kanthölzer als vorbeugender Holzschutz gegen Pilze (Fäulnis) und Insekten (Hausbock, Holzwurm). Die Balken wurden mehrere Stunden untergetaucht und erfuhren durch das gleichmäßige Eindringen des Wasser-Schutzsalz-Gemischs in den Randbereich der Hölzer die sogenannte “Schutzsalzimprägnierung als Randschutz”. Dieses Verfahren hat gegenüber einem einfachen Oberflächenschutz durch z. B. Streichen den Vorteil, dass die Imprägnierung einige Millimeter tief in das Holz eindringt und so einen erhöhten Schutz gegen oben genannte Schädlinge bietet. Durch das Tauchen wurde ebenso gewährleistet, dass die Kanthölzer inklusive aller Schnittflächen vollständig imprägniert werden.

Zur Zeit der Einführung unserer Trogtränke bestand der Großteil der verwendeten Bauhölzer in den Zimmereien noch überwiegend aus “Frischeinschnitt”, welches unbehandelt ein erhöhtes Befallrisiko durch Schädlinge wie Pilze und Insekten bot. Somit war eine Imprägnierung der zugeschnittenen Hölzer unerlässlich.

Einige Jahre später erfuhren die Bemessungsregeln für Holzbauwerke (DIN 1052) eine Neuerung und machten den Einbau von trockenen Bauhölzern erforderlich. Da die Gefahr für Befall durch Pilze und Insekten bei getrockneten Kanthölzern quasi nicht besteht und somit eine Imprägnierung überflüssig ist, kam das Tauchverfahren immer weniger zum Einsatz. Sogenanntes Konstruktionsvollholz (KVH, technisch getrocknet) wurde schnell zum neuen Standard. Durch die gute Lagerfähigkeit von KVH wuchs auch unser Bedarf an mehr Lagerfläche.

So haben wir uns letztlich dazu entschlossen, die Trogtränke auszumustern und neuen Platz auf dem Betriebsgelände zu schaffen. Ein Sägewerk in Bulgarien war dankbarer Abnehmer der Imprägnierwanne, da dort das staatliche Wohnungsbauprogramm die Imprägnierung von Bauhölzer nach wie vor vorschreibt. Ein Mobilkran der Firma Salgert bugsierte heute die tonnenschwere Tränke auf einen Tieflader, der sich noch am gleichen Tag zum neuen Besitzer aufmachte.

Simmerath. Dass Laura Mandt Zimmerermeisterin wird, ist eigentlich klar. Schließlich ist sie im elterlichen Betrieb mit dem traditionellen Handwerk groß geworden und hat von Kindesbeinen an den Holzgeruch eingeatmet. Dass eine Frau in diesem Gewerk die Meisterschule im Bildungszentrum BGZ Simmerath besucht, ist dagegen völlig neu. Eine Premiere.

Kurzzeitig hatte die junge Handwerkerin einmal einen anderen Weg eingeschlagen. Nach der Realschule und Höheren Handelsschule startete sie eine Ausbildung im Büro. Das war es nicht. Schon bald konnte sie nicht mehr ruhig sitzen – Laura Mandt ist für das Handwerk geboren. Also ging sie als Praktikantin in den Betrieb ihres Vaters Thomas Mandt in Niederkassel, und das war die richtige Entscheidung. Ihre Lehre absolvierte sie von 2012 bis 2015.

Als Gesellin hatte sie im Unternehmen sowohl mit der Praxis als auch mit der Theorie und der Unternehmensführung im Büro zu tun. Die Mischung macht ihr Spaß, und die Perspektive, den Betrieb, der zurzeit in vierter Generation geführt wird, irgendwann einmal zu übernehmen, reizt sie sehr.

Derzeit muss sie natürlich viel lernen und praktisch üben, um bei der Meisterprüfung gut abzuschneiden. Die Teile 3 und 4 hat sie schon in der Tasche, jetzt geht es um das

Fachliche. Durch die Zusammenarbeit mit Altgesellen im Betrieb hat sie viel berufliche Erfahrung gesammelt. Das kommt ihr jetzt zugute. Ehrgeizig stellt sie sich den in der Meisterschule gestellten Aufgaben und profitiert dabei davon, dass sie in einer Klasse mit offenen Kollegen und Dozenten, die sich Zeit für jeden einzelnen Teilnehmer nehmen, gute Lernbedingungen vorfindet. Ihre männlichen Mitstreiter haben sie zur Klassensprecherin bestimmt, die sich wie in anderen Schulen um die Führung des Klassenbuches kümmert, darüber hinaus aber auch immer im Aus- tausch mit den Dozenten und den Lehrgangsverantwortlichen im BGZ der Handwerkskammer steht und die Interessen der Meisterschüler vertritt. Verantwortung übernimmt sie gerne – eine gute Voraussetzung für eine erfolgreiche Karriere im Zimmererhandwerk. Laura Mandt schätzt die Atmosphäre im BGZ Simmerath und die schöne Landschaft in der Eifel sehr und kann die Teilnahme an einem Meisterprüfungs-Vorbereitungskurs dort nur empfehlen.

Auszug aus der „Handwerkswirtschaft“ vom Januar 2019

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